Bécs, Heeresgeschichtliches Museum, „Kerekek és láncok találkozója 2012”.
Hivatalos oldala: Heeresgeschichtliches Museum
Meistens wird das Jahr 1848 als auslösend dafür gesehen, dass im Südosten Wiens ein Gebäudekomplex errichtet wurde, der eine primär militärische Bestimmung hatte und Arsenal genannt wurde. Es wurde ein militärischer Komplex gebaut, der Truppen und Waffen beherbergen sollte. Doch diesem Ensemble wurde auch ein repräsentativer Bau angefügt, der schließlich das erste in Wien errichtete Museum beinhalten sollte. Damit wurde deutlich, dass es nicht nur um reine Zweckmäßigkeit ging, sondern darum, der Haupt- und Residenzstadt des Habsburgerreiches auch städtebaulich einen eindrucksvollen und schön gestalteten Komplex hinzuzufügen. Aus dem Wettbewerb gingen dann zwei Architektenteams, nämlich das von Eduard van der Nüll und August von Siccardsburg sowie jenes von Ludwig Förster und Theophil Hansen als Sieger hervor. Förster und Hansen erhielten den Zuschlag für den Bau eines Zeughauses, dem bald der Name "Waffenmuseum" gegeben wurde. Beide begannen 1849 mit der Detailplanung und Bauausführung doch die Partnerschaft hielt nicht sehr lange, sodass Hansen schließlich derjenige war, der sein Konzept umsetzte. Er plante ein 235 Meter langes Gebäude mit vorspringenden Quertrakten und Ecktürmen sowie einem turmartigen Mittelteil von quadratischem Grundriss, bekrönt von einer Kuppel. Als Stilrichtung wählte er eine byzantinische Bauweise, die mit gotisierenden Elementen gemischt werden sollte. An der Fassade des Gebäudes wurden von einem der bedeutendsten Bildhauer, Hans Gasser, allegorische Figuren geschaffen. Mit der Architektur des Museums wurde aber nur ein erstes Kapitel in der Ideengeschichte des Hauses geschrieben, dem noch viele Kapitel folgen sollten. Und damit begann eine Art unendlicher Geschichte. Denn was Kaiser Franz Joseph anlässlich der Schlusssteinlegung für das Arsenal am 8.Mai 1856 zu sehen bekam und Rudolf Alt kurz darauf in einem Aquarell festhielt, war noch weit davon enfernt fertig zu sein.
Ein Jahr später waren an den Aussenfassaden die letzten Details angebracht, doch die künstlerische Innengestaltung wurde erst sechzehn Jahre später beendet. Dabei setzten sich die für die Gestaltung des Inneren verantwortlichen Architekten und Künstler wie Carl Rahl und Carl Blaas,vor allem aber die "Betreiber" des Museums, nämlich die ersten Kuratoren und Kustoden, über die ursprüngliche Widmung des Gebäudes - eine neue Heimstätte für Infanteriewaffen ebenso wie für die kostbare kaiserliche Waffensammlung zu sein - teilweise hinweg. Natürlich wurde dabei an Bestehendes angeknüpft, doch ein neues Gefühl für die zeitlichen und räumlichen Dimensionen, aber auch ein neues Freiheits- und Nationalgefühl wurde auf die jeweiligen sozialen und politischen Hintergründe eines schon damals tausendjährigen Österreich projiziert. Ein Programm war geboren. In diesem Zusammenhang fiel dann der Vorschlag, Gestalten der namhaftesten Herrscher und Feldherren Österreichs in freien Gruppen aufzustellen und auf den Fresken einige der bedeutendsten Schlachten und militärgeschichtlich herausragende Ereignisse zu verewigen.
Carl Blaas setzte denn auch in seinen Wandmalereien ein Programm um, das in einem weiten Bogen die österreichische Geschichte zum Inhalt hatte. Dabei hatte er sich nicht nur an dem Bauwerk zu orientieren, das als eine Art Gesamtkunstwerk entstanden war und bei dem jedes Detail mit unendlicher Sorgfalt eingefügt wurde, sondern auch die inhaltlichen Vorgaben zu berücksichtigen, die ihm von Historikern genannt wurden. Auch die Kunst sollte in den Dienst eines Museums gestellt werden, das den Weg Österreichs durch die Zeiten deutlich zu machen hatte. Erst 1872 war die Arbeit vollendet. Bei der Überlegung, welche Objekte nun in dieses Hof- Waffenmuseum im Arsenal kommen sollten, zeigte sich freilich, dass man eigentlich nicht darauf Bedacht genommen hatte, was darin gezeigt werden sollte. Es war gleichermaßen zu klein und zu groß und stellte somit ein Bauwerk dar, das an sich Idee war, aber nicht hätte befüllt werden müssen. Die Hof-Waffensammlung war noch dazu zu umfangreich, um sie in dem dafür vorgesehenen Saal zu zeigen. Sie blieb daher nur kurz im Arsenal und übersiedelte nach Fertigstellung des Kunsthistorischen Museums in das Haus am Ring. Da das Museum im Arsenal aber weiterhin genützt werden sollte, galt es ein zweites Mal zu definieren, was für eine Art von Museum unterzubringen war. Schließlich wurde diese Frage damit beantwortet, dass das Haus im Arsenal eine Sammlung bekommen sollte, in der sich alle "Volksstämme" der Monarchie wiederfinden sollten. Dank der Bemühungen eines sehr rührigen Kuratoriums kam zwischen 1884 und 1891 eine Vielzahl von wichtigen Gegenständen zusammen, die dann tatsächlich den Grundstock einer großen und großartigen Sammlung bildeten. Als daher das Museum nunmehr "Heeresmuseum", am 21. Mai 1891 erstmals besucht und damit auch offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde, hatten die bereits 35jährigen Bemühungen, dem Haus eine Linie zu geben, ihren vorläufigen Abschluss gefunden. Mit Beginn des Weltkriegs 1914 wurde das Museum geschlossen, doch das bedeutete nicht das die Sammlungstätigkeit eingestellt worden wäre. Ganz im Gegenteil wurde alles daran gesetzt, um ein Defizit des Museums auszugleichen und eine möglichst umfassende Sammlungstätigkeit in Gang zu setzen.
1921 wurde das Museum wiedereröffnet. Es hatte einen Teil seiner Zuwächse in neuen Depots untergebracht; anderes wurde in den Schauräumen gezeigt, wobei vor allem die 1923 eröffnete Kriegsbildergalerie zum Ersten Weltkrieg wichtig war, da zum ersten Mal bildende Kunst in einem nennenswerten Umfang präsentiert wurde, nicht aber in der Weise, dass Schlachtenszenen und Armeeführer im Vordergrund gestanden wären, sondern sehr viel stärker der militärische Alltag im Krieg und die soziale Komponente Beachtung fanden.
Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde das Heeresmuseum dem Chef der Heeresmuseen in Berlin unterstellt und bereits ab 1940 dazu benutzt, Sonderausstellungen über die Feldzüge des Zweiten Weltkriegs zu veranstalten. Wie bei den anderen Wiener Museen wurde ab 1943 an die Verlagerung der wertvollsten Bestände gegangen. Am 10. September 1944 wurde das Heeresmuseum bei einem amerikanischen Bombenangriff schwer getroffen und der Nordostflügel zerstört. Bei weiteren Angriffen gingen noch zusätzlich Objekte, in denen hauptsächlich Depots untergebracht worden waren, zu Grunde. Schließlich wurde das Arsenalsgelände im Verlauf der Schlacht um Wien im April 1945 erneut in Mitleidenschaft gezogen.
Die Verluste des Krieges waren bedeutend. Sowohl im Arsenal als auch an Verlagerungsorten kam es zu schweren Einbußen. Zu guter Letzt wurde noch allenthalber geplündert. Der Wiederaufbau des Museums erfolgte 1946 aber nicht in der Weise, dass einfach wiederbefüllt worden wäre. Vielmehr wurde mit dem Aufbau eines historischen Museums begonnen, das wesentlich stärker integrativ wirken sollte als das alte Heeresmuseum. Wichtigste Voraussetzung dafür war, dass dem Museum von anderen staatlichen Sammlungen, vor allem vom Kunsthistorischen Museum und von der Österreichischen Galerie im Oberen Belvedere Gemälde überlassen wurden, die das in Heeresgeschichtliches Museum umbenannte Haus in die Lage versetzten, historische Abläufe und nicht nur Episoden zu zeigen und gleichzeitig auch ein Kunstmuseum besonderer Art zu werden. Die vom Technischen Museum erfolgte Abgabe der Sammlung von Schiffsmodellen führte dazu, dass dem Heer auch die Kriegsmarine und wesentliche Objekte zur Darstellung der maritimen Forschungsgeschichte angefügt werden konnten. Und damit erhielt das Museum eine Gestalt, die es zum Kulturmuseum ersten Ranges, zu einem Kunstmuseum, einem technischen und einem naturwissenschaftlichen Museum werden ließ. Rund fünfhundert Jahre österreichische und europäischer Geschichte finden sich in den ausgestellten Sammlungen des Haupthauses , das seinen Charakter als Gesamtkunstwerk bis heute behalten hat und mit Tausenden originalen Objekten etwas sichtbar macht, das zum Weltkulturerbe gehört.